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Der „shut-down“ unserer Chorgemeinschaft im Coronajahr 2020

Dieser Text wurde im Gemeindemosaik (Frühjahrsausgabe 2021) der Kirchengemeinden Großaspach und Rietenau veröffentlicht.

„Dankt unserm Gott, lobsinget ihm, rühmt seinen Namen mit lauter Stimm; lobsingt und danket allesamt. Gott loben, das ist unser Amt. Das Ende dieses Verses aus dem Lied „Nun jauchzt dem Herren, alle Welt“ steht als richtungweisendes Leitmotiv für die Posaunenarbeit.

Man mag denken, dass der Begriff Amt doch etwas übertrieben hochstilisiert gebraucht wird und nicht mehr so recht in die heutige Zeit passt. Ist es nicht einfach nur die Freude an der Musik, der gemeinsame Spaß aber auch das oftmals mühsame Miteinander während anstrengender Probenabende, andererseits aber auch das gesellige Beisammensein bei mancherlei Anlässen wie Geburtstagsständchen, Grillfesten oder geselligen Abenden? Ja, all das auch – aber der Begriff Amt lässt möglicherweise auch etwas über die Verantwortung erahnen, mit der wir unsere musikalische Botschaft zu allen möglichen Anlässen an unsere Mitmenschen weitergeben wollen.

Im vergangenen Jahr waren solche Möglichkeiten aufgrund der Coronarandbedingungen allerdings sehr stark eingeschränkt. Die Anzahl der Proben lag bei ca. 30 Prozent des sonst üblichen Jahresschnittes. Entsprechend konnten wir auch nur an vier Gottesdiensten, die alle im Freien stattfanden, musikalisch mitwirken. 

Highlight: Konfirmation unter Coronabedingungen

Ein besonderes Hilight war sicherlich der Konfirmationsgottesdienst am 12. Juli 2020. Pfarrer Martin Kaschler hatte sich zusammen mit dem Kirchengemeinderat ein coronakonformes Durchführungskonzept überlegt (AHA-Regeln, Platzanzahl im Kirchenraum beschränkt, Sitzmöglichkeiten im Pfarrgarten, Übertragung des Gottesdienstverlaufs per Videoleinwand in den Außenbereich; unser Chor mit reduzierter Bläserzahl bei herrlichem Wetter unter schattenspendenden Bäumen platziert).

Alles in allem wurde dieser Konfirmationsgottesdienst zu einem spektakulären Ereignis, an das wir uns alle gerne erinnern werden. Wie man hört, beachtete so manche Kirchengemeinde im Bezirk dieses Event im Nachhinein mit wohlwollender Anerkennung.

Kommunikation 2.0

Darüber hinaus haben sich – sozusagen zwangsweise - völlig neuartige Kommunikationsmethoden herausgebildet. Nachdem auch der Landesposaunentag in Ulm in 2020 nicht stattfinden konnte, haben die Verantwortlichen im ejw (Evang. Jugendwerk, Stuttgart, Arbeitsbereich Posaunen) überlegt, wie man die überall im Land verteilten Bläserinnen und Bläser mit aktuellen Informationen, musikalischer Weiterbildung oder z.B. Vorschlägen zum Musizieren im Advent, Musizieren im Duett oder in der Familie, usw., interessiert halten könnte. Neben regelmäßigen, wöchentlich verteilten e-Mails wurden unter dem Label posaunenchor@home  eine Vielzahl methodischer Hinweise zum Üben im häuslichen Wohnzimmer erarbeitet und z.B. mit Online-Proben unter der Anleitung der einzelnen Landesreferentinnen/Landesreferenten interessierten Bläsern/Bläserinnen nahegebracht.

Internationale Musikszene

So wie die Coronazeit in Unternehmen Möglichkeiten der Arbeit im Home-Office forciert hat und Online-Videokonferenzen anstelle von Dienstreisen quer durch die Welt zum selbstverständlichen Standard wurden, entwickelte auch die säkulare Musikszene insgesamt - also weit über die Posaunenmusik im kirchlichen Bereich hinaus – Online-Plattformen, wo sich Musiker, zwar jeder für sich, aber doch gemeinsam und über Grenzen hinweg zusammenfinden, um am Ende ihre musikalische Performance zum Besten geben.

Bei einem dieser Events kam auch ein Weltrekord zustande:
insgesamt 1.320 Musiker aus 44 Nationen musizierten gemeinsam den Song „Rock you like a hurricane“ der deutschen Rockband Scorpions:

Unter der Webadresse youtube.com/watch?v=vBo1ifmEubg findet man das entsprechende Video. Wer aufmerksam hinsieht, entdeckt bei den Zeitanzeigen 57 Sek. (0:57) und 3 Min. 20 Sek.(3:20) zwei bekannte Gesichter aus unserem Posaunenchor.

Was bleibt - was kommt

Wir wurden 2020 mit der Jahreslosung: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ durch die Coronazeit begleitet. Immer wieder konnte dieses Wort nicht nur in Pandemiesituationen, sondern auch in vielen anderen kritischen Lebenslagen Mut zusprechen – so wie in der Geschichte, aus der der Text entnommen ist: Ein Vater kommt zu Jesus und bittet um Heilung für sein krankes Kind, dabei fragend: Wage ich, Jesus so zu vertrauen, so an ihn zu glauben, dass Heilung doch noch möglich ist - oder wage ich es nicht? Wir hören in diesen Zeiten häufig, dass die Zeit nach Corona nicht mehr so sein wird wie vorher. Eine schlüssige Antwort wird derzeit wohl niemand geben können, deshalb stützen wir uns einfach auf das, was von bleibendem Wert ist. Jesus sagt am Ende seiner Tage (am Ende des Matthäusevangeliums): „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“. Diese Fürsorge tröstet uns in der Corona Krise und lässt hoffen. Es gibt ein Danach, auch wenn vielleicht nicht alles so bleibt, wie es war; wir als Posaunenchor werden als Gemeinschaft wieder zusammenfinden, unseren Auftrag „Gott loben, das ist unser Amt“ ernst nehmen und Ihnen allen mit unserer Musik Freude bereiten. Also doch nicht „Matthäi am Letzten“.

S. Lenz